Charlotte Roche bei "Duell um die Welt": Das maximale Spektakel - SPIEGEL ONLINE
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"Als würde man zehn Kinder zugleich auf die Welt bringen": Charlotte Roche legt bei "Duell um die Welt" einen Bungee-Stunt mit Titanbolzen unter der Haut hin - und macht die Joko-und-Klaas-Show zu ihrer eigenen.
Es passiert selten, dass man etwas im Fernsehen sieht, schlafen geht - und am nächsten Morgen immer noch daran denkt. Gemessen am Zerwühlungsgrad der Bettstatt womöglich sogar davon geträumt hat. Und mindestens den kommenden Vormittag immer wieder daran denken muss, weil man das Geschehene so schlecht gedanklich wegsortieren kann.
In der ProSieben-Show "Duell um die Welt" ist so etwas passiert: Autorin und Moderatorin Charlotte Roche sprang im Bungee-Stil von einer russischen Eisenbahnbrücke - aber das Seil, das sie sicherte, war mit vier Titanbolzen in ihre Rückenhaut gehakt. Ja, da autscht und schaudert man schon beim Schreiben und Lesen.
Neben dem Staunen darüber, dass eine augenscheinlich nicht komplett wahnsinnige Person so etwas wirklich macht, und neben dem mitgefühlten Schmerz, den man trotz Roches Schreie während des ersten Anruckens und den folgenden Pendelschwüngen ja nur sehr vage erahnen konnte, war vor allem ihre Entscheidungsfindung, der eigene Überwindungsschubser der interessante Aspekt an diesem Stunt - und letztlich auch das notwendige Element, das ihren Sprung schon im Voraus gegen Anwürfe abpanzerte, hier hopste die Menschenwürde gleich mit von der Brücke.
Natürlich: Das hier ist das maximale Spektakel, ein in seiner Drastik kaum mehr steigerbares Gaffangebot, das man sadistisch und eher nicht unterhaltungsshow-tauglich finden kann. Roche aber bedachte den Fall, so schien es, gründlich, ließ sich vom Filmteam testweise mit Gabeln ins Rückenfleisch pieksen (im Nachhinein ein eher niedliches Manöver), haderte und rang mit sich. Sie hatte sich bei ihrer Zusage für die Show ausdrücklich eine extreme Aufgabe gewünscht, es sei ihr wichtig gewesen zu zeigen, "dass auch Frauen dicke Eier in der Hose haben".
"Das hat jetzt nichts mehr mit der Show zu tun"
Natürlich, das kann man auch anders zeigen. Aber eben auch, indem man mit Haken im Rücken von einer russischen Eisenbahnbrücke springt, wenn man das gerne möchte. Die Aufgabe schien ihr plötzlich zum Anliegen zu werden. "Das hat jetzt nichts mehr mit der Show zu tun", stellte Roche kurz vor dem Sprung klar, sie wolle sich selbst beweisen, dass sie diesen überwältigenden Schmerz aushalten könnte, es einfach schaffen. Denn nur darum ging es: Eine zusätzliche Sicherung an den Füßen würde, falls ihre Rückenhaut reißen sollte, sicherstellen, dass sie bei dieser Aufgabe nicht ihr Leben riskiert. Die Aufgabe war es, den Schmerz zu ertragen, der Roche schon beim Anbringen der Haken durch ihre Haut fast dazu brachte, sich zu erbrechen.
Der eigentlich Sprung habe dann so weh getan, "als würde man zehn Kinder gleichzeitig zur Welt bringen", erzählte Roche im Studio, strahlend und in den goldenen Boxershorts eines Champions. Klaas Heufer-Umlauf, der ihr die Aufgabe gestellt hatte, konnte glaubhaft vermitteln, er habe niemals damit gerechnet, sie würde tatsächlich dazu antreten. In einer vorangegangenen Ausgabe des "Duell um die Welt" verweigerte Joko Winterscheidt einen Tandemsprung mit dem Erfinder des Haut-Bungees, bei dem er selbst erst gar nicht mit den Fleischhaken in Berührung gekommen wäre.
Roche crashte mit ihrem Sprung die Krassheitsbörse, auf deren Fundament dieses Format gebaut ist, mit seiner eigentlich unmöglichen Grundkonstellation, extreme Geschehnisse in Reihe zu setzen: Dauernd macht hier jemand - in der Urform das ewige Beharke-Duo Joko und Klaas, in der gerade laufenden Team-Edition eben prominente Qualgäste - etwas ziemlich Krasses, dessen Außergewöhnlichkeit sofort wieder relativiert wird, weil der oder die Nächste etwas mindestens ebenso Spektakuläres veranstaltet. Einen zusätzlichen Absurdheitsfilter erhielt das Geschehen am Samstag, weil Heufer-Umlauf, Winterscheidt und Moderatorin Jeannine Michaelsen als Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberger verkleidet waren, eine Anspielung auf die zeitgleich auf RTL performende Konkurrenz. Besonders schön imitierte Winterscheidt dabei Jauchs trinkvogelhafte Hüftsteife.
Schmusibardi erbricht sich am eigenen Schmalz
Dramaturgisch gesehen verwunderte es erst, dass der Roche-Stunt schon als zweite Promi-Prüfung gezeigt wurde, da er die anschließenden Aufgaben fast schon verniedlichte - "Bachelor" Paul Janke musste in Nigeria einen Trash-Actionfilm drehen, Max Giesinger kotzte kalkuliert bei einem Konzert auf einem Kutter (schöne Ausgangsbasis für einen Zungenbrecher), und zwar wegen des brutalen Seegangs in derart monströsen Schwällen, als ginge hier ein professioneller Exorzismus vonstatten - bei allem Ekel-Overkill war das doch auch ein feinsinniger Witz: Der Schmusibarde, der sich bei seinem eigenen Schmalz übergeben muss, und das ganze Boot kotzt mit.
Dass die Kaulitz-Brüder zuvor in Südafrika eine Nacht unter Löwen verbracht hatten, war ebenfalls fast schon vergessen. Doch dieser Anti-Klimax war nötig, um überhaupt die Brücke zu weiteren Episoden schlagen zu können, um noch einmal daran zu erinnern, dass es bei den Duell-Aufgaben eher um die Variation als um stumpfe Drastik-Skalierung geht.
Und daran, dass Schockmomente auch mit Strukturen spielen. Roche kehrte auch die grundlegenden Machtverhältnisse der Sendung um, in der stets Joko und Klaas die Stöckchen halten, über die der andere oder eben ihre Gäste dann springen - oder nicht springen. Natürlich entscheiden dabei die Show-Inhaber, wie hoch sie die zu überwindende Marke ansetzen und damit auch, mit welcher Wahrscheinlichkeit es die Gäste überhaupt schaffen können - das "Duell" ist auch ein Pokerspiel, bei dem allerdings Joko und Klaas die Karten verteilen.
Wenn die gestellte Aufgabe nun so bizarr, wahnsinnig und selbstzerstörerisch ist, dass es schon bizarr, wahnsinnig und selbstzerstörerisch erscheint, überhaupt nur darüber nachzudenken, eventuell trotzdem anzutreten, und es dann doch tut, nimmt der Gast den beiden Bestimmern das Heft aus der Hand. "Immer daran denken: Beim "Duell um die Welt" ist alles möglich", sagte Klaas Heufer-Umlauf als Abschluss der Roche-Episode in die Kamera, und es klang, als würde er sich mit diesem Satz auch selbst daran erinnern.
Lesen Sie hier ein Interview mit Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt über ihre Arbeit.
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2019-09-01 08:01:00Z
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