Domian-Comeback: Der Freund, der's laufen lässt - SPIEGEL ONLINE
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Mit "Domian live" und einem erweiterten Konzept feiert Jürgen Domian seine Rückkehr im WDR. Mit Gästen im Studio statt auf dem Kopfhörer geht das Provokante leider verloren.
Zwei Schulen gibt es, es ein journalistisches Gespräch zu führen. Erstens die harte Tour: "Spuck's aus! Mir machst du nichts vor, ich komme dir schon noch auf die Schliche!". Zweitens die weiche Weise: "Sprich, Freund, lass laufen aha soso faszinierend!"
Jürgen Domian hat die weiche Variante zusätzlich in Watte verpackt, sodass die Leute es wirklich laufen lassen. Selbst wenn sie sich um Kopf und Kragen redeten, konnten sie die Manege mit hoch erhobenem Haupt verlassen. In 20 Jahren wurde er damit zum "Kultmoderator", dem vielleicht einzigem im Lande.
Was auch daran lag, dass seine Gäste auch im Fernsehen unsichtbar blieben. Keine Gesichter, nur anonym Stimmen im Kopf - oder eben Kopfhörer - von Domian. Das waren Podcasts avant la lettre, ergänzt höchstens um die sehr sanfte Attraktion, ihm beim Zuhören zuschauen zu können.
"Ich weiß nicht, was heute Abend passiert"
Nach einem Sabbatical kehrt Domian nun mit neuem Konzept zurück. Bei "Domian live" gibt es ein Publikum in der abgedunkelten, zum Studio umfunktionierten WDR-Kantine. Hinter der Panoramascheibe rollt der Verkehr über die Tunisstraße. Davor steht Jürgen Domian und sagt: "Ich weiß überhaupt nicht, was heute Abend passiert. Ich weiß nicht, wer kommt".
Und so kann man ihm dabei zuschauen, wie er sich auf Christian einlässt, seinen ersten Gast. Der hat Neurofibromatose, seltene Krankheit, Tumore überall im Körper. "Was kann man denn gegen die Krankheit tun?" - "Eigentlich gar nichts." - "Wie sehr schränkt dich das im Alltag ein?" - "Eigentlich ziemlich." Tja. "Toll wäre ja noch", sagt Domian zum Abschied, "wenn sich was ergeben würde in Sachen Liebe".
Die Menschen zu sehen, die hier ihre Probleme oder Lebensgeschichten mit der Schubkarre hereinfahren, nimmt dem ursprünglichen Konzept ein wenig den Reiz. Eine weitere Talkshow, in der Leute hocken und reden.
Dass Domian wirklich zum Blind Date antritt, spürt man kaum. Er redet mit seinen Gästen, wie jeder freundliche Mensch im Zugabteil mit einer entsprechend auskunftsfreudigen Zufallsbekanntschaft reden würde. Oder ein gewöhnlicher und sehr weicher Moderator, der Gäste interviewt. Das kann man, je nach Gemüt, schön altmodisch oder schrecklich altbacken finden.
Im Gespräch hakt Domian kaum nach
Körpersprachlich bleibt Domian betont zurückgelehnt. Die Beine schlägt er nur übereinander, wenn's nicht so gut läuft. Dann wippt er auch mit den Füßen, aber nur ein wenig. Die Kamera wirkt nervöser als Domian. Im Gespräch hakt er kaum nach, weil Nachhaken die harte Tour wäre. Eher schmiegt er sich an. Etwa bei Francis, 49, die bei den Zeugen Jehovas ausgestiegen ist, weil sie von ihrem Mann geschlagen wurde. "Geschlagen", sagt sie "und da waren noch andere Sachen".
Für "andere Sachen" interessiert sich Domian traditionell sehr: "Du sagst, da waren noch andere Sachen? Was hat er gemacht?" - "Ich bin ich auch vergewaltigt worden." - "In der Ehe?" - "Ja." - "Wie oft?" - "Das kann ich gar nicht mehr so sagen." - "Weil das so oft war?" -"Nein, weil das ein Thema ist, mit dem ich eigentlich schon abgeschlossen habe "
Endlich will Domian "da auch nicht weiterbohren", wobei er früher genau da weitergebohrt hätte wie ein guter Zahnarzt. Vielleicht hemmt ihn das sichtbare Gegenüber, vielleicht auch die offene Verehrung, die seine Gesprächspartner mit ins Studio bringen. Drei von vier Gästen in dieser späten Stunde begrüßen den Moderator wie einen alten Freund. Man kennt sich aus unzähligen Nachtsendungen.
Eine Marikka beispielsweise, 66, Straßenbahnfahrerin aus Köln, berichtet von einer neunjährigen Affäre mit einem Mann: "Dieser Mann hat mich ausgepeitscht, und es war wunderschön" beziehungsweise "einfach sensationell", die üblichen Segnungen des Sadomasochismus.
Vorerst nur vier Folgen geplant
Eigentlich ein ideales Thema für Domian. Der lauscht den Schwärmereien der Dame, kann beim besten Willen kein Problem entdecken und sagt irgendwann unvermittelt: "Ich frage mich die ganz Zeit: Warum bist du bei mir, um das das zu erzählen? Warum?"
"Wenn ich das wüsste", sagte Marikka. Vielleicht sei es ein guter Abschluss der Angelegenheit? "Und außerdem wollte ich dich sehen! Wenn ich erzählt hätte, was ich gestern gegessen habe, wäre ich nie eingeladen worden". Diesen Rückkopplungseffekt gab es bei Domian auch schon früher. Er war nur nie so augenfällig.
Vier Folgen von "Domian live" sind vorerst geplant, quotentechnische Mitnahme-Effekte auf dem komfortablen Sendeplatz nach dem "Kölner Treff" nicht ausgeschlossen. Ob der WDR den Freund sprechen oder die Sendung einfach laufen lassen wird? Domian würde sagen: "Ich weiß nicht, was kommt".
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2019-11-09 08:00:00Z
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