"Queen of Drags"-Finale: Wo waren die Sissi-seligen Zuckerkringel? - SPIEGEL ONLINE
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Am Ende unterlag die angeknackte Eistüte der sexy Klaffwaffel, und Sexyness siegte über Verletzlichkeit: Yoncé Banks gewinnt die erste Staffel von "Queen of Drags".
Ein bisschen ulkig ist es dann doch, wie "Germany's Next Topmodel" beim Finale von "Queen of Drags" kurz mal verstohlen um die Ecke lugt. Heidi Klum hatte die erste deutsche Leistungsshow für Dragqueens in den vergangenen Wochen nicht, wie im Vorfeld von vielen befürchtet, als ihre eigene Bühne gekapert.
Zwar hielt sie sich in ihren Juryurteilen oft an denselben wenig dragspezifischen Schön- und Hotheits-Kriterien fest, die sie auch in ihrem Modelmodellierungsformat anlegt, wirkte aber mit ihren exaltierten Make-ups und Flirrkostümen oft fast rührend einfach wie jemand, der unfassbar gern und etwas übereifrig bei einer Sache mitmachen möchte, obwohl er nicht genau weiß, wie sie funktioniert.
Und dann flutschte kurz vor Schluss eben doch noch ein echter GNTM-ismus in die Sendung: Die amerikanische Dragqueen und Gastjurorin Laganja Estranja gratulierte allen "Ladies" zu ihren Finalauftritten - und die deutsche Übersetzungsbauchbinde verklummisierte die Angesprochenen zu den altbekannten "Mädchen".
Ein letztes Mal durfte man vorher zusehen, wie sich die übrig gebliebenen drei Finalistinnen bei ihren Auftrittsvorbereitungen gegenseitig beharkten. Aria Addams bemängelte an Yoncé Banks "Lady Marmelade"-Darbietung, sie drehe der Jury gerade bei den anspruchsvollsten Rap-Parts den Rücken zu - die gab zurück, sie könne schließlich schlecht auf ihren hohen Hacken rückwärts die Treppe hochlaufen: "Ich bin nicht der Exorzist."
Anders, aber keine Freaks
Zickigkeiten wie diese, die klassischen Petersiliensträußchen der Wettbewerbs-Fernsehformate, waren an der Premierenstaffel von "Queen of Drags" noch die verzichtbaresten Dramaturgieelemente. Viel interessanter waren in ihrer Dringlichkeit die Geschichten und Botschaften der Kandidatinnen - und, auf einer Metaebene, die Strategien des Formats, Menschen zu zeigen, die zwar anders sind, aber keine Freaks.
Dass am Ende die Klum- und Bill Kaulitz-Favoritin Yoncé Banks gewann, die im Lauf der Staffel gelegentlich von Jurymitglied Conchita Wurst, mehr aber noch von den Fans des Formats für ihre zweifellos gut gemachten, doch sehr gleichförmigen, allezeit von hochwuchtewilligen Tänzern begleiteten und stets auf haarmähnenschwenkende Sexy-Wirkung ausgelegten Auftritte kritisiert wurde, mag für alle enttäuschend sein, die an der Idee von Drag vor allem die Vielfältigkeit der möglichen Eskapismus-Eskapaden lieben: Wenn man jeden Tag jemand anderes sein kann, warum sollte man dann immer nur wie eine überattraktive Frau im kurzen Kleid aussehen wollen - und nicht auch mal wie ein Sissi-seliger Zuckerkringel oder ein freizügiges Bällebad, wie es etwa die fürs Finale zurückgekehrten Ausgeschiedenen demonstrierten?
Joncés Mitfinalistinnen hatten in ihren Auftritten durch die Staffel hinweg mehr Wandelbarkeit gezeigt: Aria Addams wagte viel, was nicht immer, aber immer besser funktionierte - ihr bescheinigte die Jury die größte Entwicklung. "Du bist sowas von gewachsen", sagte Heidi Klum in ihrem abschließenden Urteil. In GNTM-Maßstäben wäre dieses Lob die klassische Krönungsbegründung. Hier reichte es nur für den zweiten Platz, während Conchita Wurst Joncé dafür lobte, ihre Haare heute einmal anders gescheitelt zu haben.
Alienhafte Ideen
Mehr als die kommerziell sicher am besten verwertbare Yoncé - die Siegerin erhält neben 100.000 Euro auch einen Werbevertrag mit einer Kosmetikmarke - wird vermutlich Vava Vilde im Gedächtnis bleiben, die Drittplatzierte, die mit alienhaften Ideen von Anderssein spielte. Bei ihrem Finalauftritt interpretierte sie das Motto "Candyland" als angeknackste, die Cocktailkirsche aber trotzdem tapfer auf dem Kopf balancierende Eistüte.
Die tanzbegabte Yoncé gab die sexy Klaffwaffel, die mimikgewaltige Vava interpretierte "Underneath" von Adam Lambert, ein Lied darüber, welche Wunden unter all dem Glitter liegen: "Everybody wants to talk about a freak/No one wants to dig that deep/Let me take you underneath", heißt es in dem Text. "Ich hatte Angst, hierher zu kommen", sagte Vava. "Aber ich hatte keine Lust auf nur Zuckerguss. Ich bin untendrunter auch oft traurig und verletzt, und ich glaube, das sind wir alle."
Für viele Menschen mit nur sehr vager Idee von Drag waren das schlicht Männer, die sich eben wie Frauen anziehen, und die Siegerin der ersten Staffel mag diesen Eindruck bestätigen. Dass es dabei um so viel mehr gehen kann, zeigten Kandidatinnen wie Vava - dass sie bei "Queen of Drags" eine Bühne bekamen, ist ein Verdienst des Formats.
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2019-12-20 08:39:00Z
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