Comeback auf Netflix: Eddie Murphy kann auch nachdenklich - SPIEGEL ONLINE
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Eddie Murphy ist wieder da, auferstanden aus den Ruinen seiner Karriere. In den USA wird seine Netflix-Komödie "Dolemite" als sein bester Film seit 30 Jahren gefeiert. Oder ist es in Wahrheit sein Schwanengesang?
Kommt er jetzt wirklich zurück? Nach all den Jahren im Unterhaltungs-Niemandsland, nach all den Fußtritten, die er von Kritikern für seine Filme bekam, nach den endlosen Ankündigungen, jetzt solle es aber wirklich was werden mit einem vierten Teil von "Beverly Hills Cop"? Der soll angeblich bald tatsächlich endgültig über uns kommen, aber jetzt feiert Edward Regan Murphy, besser bekannt als Eddie, sein unwahrscheinliches Comeback erst einmal mit einem anderen Film. Natürlich, wo sonst: bei Netflix.
"Dolemite Is My Name" wird in den USA als sein bester Film seit den Achtzigerjahren gefeiert, jenem Jahrzehnt, in dem Eddie Murphy auch in Deutschland zum Superstar aufstieg. "Nur 48 Stunden", "Beverly Hills Cop", "Der Prinz aus Zamunda", das waren riesige Kinohits, auf den Schulhöfen der Republik machten seine Sprüche die Runde ("Das ist der sauberste Streifenwagen, in dem ich je gesessen habe, kann ich hier mit meiner Schrankwand einziehen?"), aber damit beginnt auch schon das erste Missverständnis um Eddie Murphy: Nicht nur gingen in der deutschen Synchronisation die politischen Untertöne seiner Gags flöten, seine deutsche Stimme Randolf Kronberg ließ ihn mit seiner quäkenden Tonlage auch immer um einiges alberner klingen als im Original.
Für körperlich schmerzhafte Kalauer-Krater wie "Der Guru", "Pluto Nash", "Der Kindergarten-Daddy" oder "Norbit" allerdings konnte auch Kronberg nichts, und als Murphy im Jahr 2010 mit der Goldenen Himbeere für den schlechtesten Darsteller des Jahrzehnts ausgezeichnet wurde, hatte er sich die in Hollywood gefürchtete "Ehrung" mit einer nicht enden wollenden Kaskade von Furz- und Fettanzug-Gags redlich verdient.
Nach der Comedy-Ruine "1000 Worte" verschwand er 2012 für vier Jahre von den Leinwänden, zählt man das kaum beachtete Drama "Mr. Church" nicht mit, sind seitdem sogar sieben vergangen. Und jetzt plötzlich soll Eddie Murphy wieder da sein, revitalisiert, gar relevant? Wie das?
In "Dolemite" verkörpert er den realen schwarzen Stand-up-Komiker Rudy Ray Moore, der in den Siebzigerjahren mit Platten und schließlich auch Filmen zwar nicht berühmt, aber in informierten Kreisen berüchtigt wurde. Seine Gags über notgeile Elefanten, Seekühe, Stiere, Männer und Frauen waren gespickt mit vulgären Schimpfworten und ungeheuerlichen Anzüglichkeiten, rhythmisiert, phrasiert und zu versauten verbalen Sprachtürmen aufgestapelt. Rapper wie Snoop Dogg (der in "Dolemite" einen Gastauftritt hat) erkoren ihn zum Vorbild, und Moore selbst sagte über seine exzentrischen Charaktere: "Ich habe nie schmutzige Wörter benutzt, nur um sie zu sagen. Ich bin kein schmutziger alter Mann, sondern ein Ghetto-Expressionist."
Nicht nur für Hip-Hopper wurde Rudy Ray Moore zum Vorbild, auch für schwarze Comedians wie Redd Foxx, Richard Pryor und eben auch Eddie Murphy, der seine Karriere ebenfalls mit ungehemmt unflätigen und ungemein erfolgreichen Stand-up-Acts begann. Das ist das zweite Missverständnis über Eddie Murphys Komik: Ja, seine Gags waren größtenteils Flachwitze über Geschlechtsorgane und -praktiken (und nicht selten unappetitliche Kalauer über Schwule, für die er sich später entschuldigte). Aber sie entspringen einer Ghetto-Subkultur, in der marginalisierte Schwarze ohne Aussicht auf Erfolg in der weißen US-Mainstream-Gesellschaft Selbstermächtigung in Komödienform betreiben.
Dave Chappelle und Chris Rock (ebenfalls mit "Dolemite"-Gastauftritt) folgen aktuell dieser Tradition. Dass sie, wie vor ihnen Eddie Murphy, genau damit eben doch riesige kommerzielle Erfolge erzielen, ist eine Wendung, von der Rudy Ray Moore immer träumte, die ihm aber verschlossen blieb.
"Dolemite Is My Name" jedenfalls wird so zu einem Biopic, das eigentlich mehr über seinen Hauptdarsteller erzählt als über die Figur, die er porträtiert. Es legt die Wurzeln zu Eddie Murphys Werk frei und hackt den trashigen Wildwuchs weg, das es zur Unkenntlichkeit überwucherte. Für seine Verhältnisse geradezu zurückhaltend spielt Murphy seine Moore-Version, mit leisen Zwischentönen, in denen er ihn zweifelnd, unsicher und melancholisch erscheinen lässt.
So wirkt "Dolemite" wie eine schwarze "Ed Wood"-Variante mit weichem, nachdenklichen, reflektierten Kern. Ob aus diesem künstlerischen Erfolg aber ein tragfähiges, dauerhaftes Comeback für Eddy Murphy entstehen kann, muss sich erst noch zeigen, den Plänen zu "Beverly Hills Cop 4", "Der Prinz aus Zamunda 2" und einer Rückkehr zu Sketch-Show "Saturday Night Live" zum Trotz. "Dolemite" wirkt mit seinem liebevollen Blick in die Geschichte schwarzer US-Comedy wie ein berührender Schwanengesang. Mit der nachfolgenden Sequelitis droht ein erneuter Abstieg in übelste Trash-Gefilde.
Seit 25.10. auf Netflix.
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2019-10-27 07:52:06Z
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