"Love Island"-Finale: Heilige Melissa der Schmachthöfe - SPIEGEL ONLINE
Judul : "Love Island"-Finale: Heilige Melissa der Schmachthöfe - SPIEGEL ONLINE
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Sidney und Vivien gewinnen "Love Island" - angeblich. Die wahre Siegerin war längst ausgezogen. Und hatte dabei, im Gegensatz zu anderen Inselbewohnern, sogar noch ihre Würde im Köfferchen.
Ding-ding-ding, ich möchte lösen! Und einen heißen Tipp abgeben, was die wahre Botschaft hinter dem vermeintlichen Verpaarungsformat, der versteckte Masterplan von "Love Island" ist. Denn auch wenn diese Sendung treuherzig behauptet, es ginge hier darum, dass alle Kandidaten einen Partner finden, sich pattexmäßig vercouplen und von nun an selig als endlich wieder vereintes Kugelwesen durch die Welt walzen, muss es doch spätestens nach der eben zu Ende gegangenen Staffel auch dem Letzten klar sein: Das kann natürlich unmöglich ernst gemeint sein.
Eine Beziehung wünschte man sich in den vergangenen vier Wochen nämlich als Letztes, wenn man diesen grobdidaktischen Schnellkurs über menschliche Gefühlspathologien einschaltete. Jede Woche ließ einen "Love Island" an einem anderen Stinkefisch riechen, jede Woche hielt man einen anderen Inselmann für den ultimativen, untopbaren Staffelsausack, jede Woche wurde eine andere Schublade im Beziehungsgiftschrank geöffnet: Yasin - von dem bitte noch dringend geklärt werden muss, wo er genau was unterrichtet - hielt Samira schon nach wenigen Tagen für seinen Besitz, wütete im Eifersuchtsfuror und balzte sich gleichzeitig selbst durch das Alternativangebot.
Mischa manipulierte Ricarda hochaggressiv mit klassischen "Ich bin so böse, weil du mich wütend machst!"-Moves in eine wacklige Selbstwahrnehmung, in der sie sich schließlich permanent bei ihm entschuldigte, ohne zu wissen warum. Und Danilo parkte Melissa auf der Warmhalteplatte, zauderte, spielte den Schmierentheateritaliener, der eben nicht gegen sein heißes Herz ankäme, trampelte auf ihr herum - und warf ihr dabei noch vor, sie bringe nicht genug Verständnis für ihn auf.
Aneinandergereiht ergab das ein unendliches Möbiusband männlicher Miesheiten. Am wildesten machte einen beim Zuschauen die unerwartete Wendung, dass Ricarda kurz vor knapp noch als Doppelgleislerin enttarnt wurde: Sie war augenscheinlich nicht wirklich als Single in das Format gekommen - und der dauerdestruktive Mischa durfte sich als betrogenes Opfer gerieren, auch wenn Ricarda in schönster trashtypischer Sprichwortverwirrung bat: "Man kann mich dafür nicht ans Nagelkreuz hängen."
Das Finale konnte mit den vergangenen Aufregungen, wie das meist so ist, nicht mithalten, es gab harmlose Hindernisläufe und einen leider zahnlosen Auftritt von Wut-Ikone Elena. Am Ende gewannen angeblich Sidney und Vivien, aber die wahre Siegerin hatte die Villa ja ohnehin schon verlassen: Die heilige Melissa der Schmachthöfe, die sich zuerst zwar allzu lange von Danilo einseifen ließ, dann aber sensationelle Größe bewies, es schaffte, ihn sehr gefasst in die Hände ihrer Konkurrentin zu übergeben und dabei ihre Würde zu bewahren. Melissa ging freiwillig, weil sie "Love Island" durchgespielt hatte - und als einzige begriffen, dass "Love" auch die Liebe zu einem selbst bedeuten kann, die viel wichtiger ist als halbherzige Beschmusungen und Küsse auf Kommando. Eine Abspannlänge lang zumindest darf man sich einreden, die humanistischen Macher dieser Sendung hätten bei ihrer Erfindung genau das im Sinn gehabt.
Natürlich darf Melissas hocherwachsenes Verhalten auf keinen Fall Schule machen, es wäre das Ende aller Trashformate, die ja sogleich allesamt zu Staub zerfielen, wenn ihr Personal anfangen würde, sich einfach nur vernünftig zu verhalten. Von einem dramaturgischen Geniestreich dieser "Love Island"-Staffel wünscht man sich allerdings dringend, dass er in das Inszenierungsbesteck jedes ambitionierten Trash-TV-Produzenten aufgenommen wird: Der herrliche Auftritt von Danilos Mutter, die kurz vor knapp noch formvollendet in das von Dijana angerührte Schmalzsüppchen spuckte - leider übersah sie bei der Verteidigung ihres Söhnchens sein eigenes Arschverhalten.
Trotzdem: Wenn in Zukunft Trash-TV-Ätzmolche in jedem Format bangen müssen, dass gleich ihre Mutter auftaucht, um sie übers Knie zu legen, hat sich diese Staffel "Love Island" alleine schon dafür gelohnt.
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2019-10-08 08:15:00Z
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